Sonntag, 24 Oktober 2021 17:56

Degustation Weine aus dem Tessin vom 20. August 2021

Weit mehr als Merlot

Vielfalt im Tessin

Bei Wein aus dem Tessin denkt man sofort an Merlot. Im südlichsten Kanton der Schweiz werden aber auch zahlreiche andere Rebsorten angebaut. Darüber und über die innovative Tessiner Winzerszene wussten die Referenten Konrad Burkhalter und Peter Willener im Thuner Hotel Krone Interessantes zu berichten – begleitet von einer abwechslungsreichen Degustation.

Der Monte Ceneri teilt das Tessin in zwei grosse Weinbauregionen. Nördlich liegt das Sopraceneri mit den Bezirken Bellinzona, Locarno sowie dem Maggiatal. Im südlichen Teil, dem Sottoceneri, befinden sich die Bezirke Mendrisio und Lugano. Die beiden Regionen unterscheiden sich hinsichtlich des Klimas und der Böden. Auf den rund 1'127 Hektaren, die rund 8% der gesamtschweizerischen Rebfläche entsprechen, wachsen vor allem rote Sorten. Den grössten Anteil macht nach wie vor Merlot aus. Bemerkenswert ist allerdings, dass die weiss verarbeitete Variante (Bianco di Merlot) sich grosser Beliebtheit erfreut, so dass heute im Tessin rund ein Drittel der Hauptrebsorte in Weiss gekeltert wird. Beachtung verdient aber auch das vielfältige Angebot an Weissweinen, das uns Peter und Konrad präsentieren. So verkosten wir je einen reinsortigen Viognier und einen Kerner, letzterer zeichnet sich aus durch ausgeprägte Pfirsichnoten und eine angenehme Säure. Grosse Zustimmung findet die Assemblage mit den Neuzüchtungen Johanniter, Muscaris und Souvignier Gris. Die drei Rebsorten ergeben zusammen eine gute Aromatik. Dieser Wein ist einerseits Ausdruck von Experimentierfreude, andererseits dürfte er auch den Weg in die Zukunft weisen. Auch in einem Jahr mit nasser Witterung, wie es heuer der Fall war, ergeben diese drei pilzwiderstandsfähigen Sorten noch verhältnismässig gute Erträge. 

Die Rotweindegustation beginnt mit einem reinsortigen Bondola. Hauptunterschiede zum Merlot sind der eher niedrige Alkohol- und der erhöhte Säuregehalt. Sortentypisch sind auch die Veilchenaromen. Bondola gibt es heute nur noch im Tessin und dort vor allem im Sopraceneri. Früher war die Sorte weit verbreitet, wurde aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Merlot verdrängt. Zum Hauptgang werden weiter eine im Holz gereifte Cuvée und ein im Stahltank ausgebauter Merlot gereicht, welche den von der Tessiner Küche inspirierten Hauptgang ideal begleiten. Im letzten Flip geniessen wir unterschiedlich vinifizierte Vertreter der Hauptrebsorte. Als besonderen Leckerbissen haben die Referenten den am Grand Prix du Vin Suisse 2019 prämierten Ascona Riserva mitgebracht. Die verschiedenen Macharten und Preis-/Leistungsverhältnisse führen zu angeregten Diskussionen. Peter weist zu Recht auf das Lagerpotential hin, werden doch die Tropfen mit Jahrgang 2015 als trinkfertig empfunden und haben ihren Höhepunkt noch nicht überschritten. Für die vielseitige Degustation und die aufschlussreichen Erklärungen geht ein grosser Dank an Peter und Konrad. 

 

Die degustierten Weine: 

Casabianco 2019, 100% Merlot, Gialdi, Mendrisio

La Lepre Bianco di Merlot 2019, Terreni alla Maggia

Terra Chiara 2018 (Chardonnay, Sauvignon Blanc, Merlot), Gialdi, Mendrisio 

Viognier 2017, Tamborini, Lamone 

Kerner Ticino 2019, Terreni alla Maggia, Ascona

La Rinascita bianco IGT 2018 (Johanniter, Muscaris, Souvignier Gris), Tamborini

Bondola 100% 2018, Terreni alla Maggia, Ascona 

L’Usignolo Merlot 2015, Terreni alla Maggia, Ascona 

Terra Rubina 2016 (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc), Gialdi, Mendrisio

Passo di Tambo Merlot 2018, Tamborini, Lamone

Terra Mora 2015 (100% Merlot), Gialdi, Mendrisio 

Ascona Riserva Merlot 2016, Terreni alla Maggia, Ascona


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