Donnerstag, 05 September 2013 00:00

Wallis und Weinwirtschaft aus Sicht eines Winzers

Welchen Herausforderungen im Rebbau und im Keller hat sich ein Winzer zu stellen? Wie kann er sich mit seinen Produkten neben ausländischen Weinen behaupten? Auf diese und weitere Fragen gab unser Referent Olivier Mounir, Inhaber der Cave du Rhodan in Salgesch, Antworten aus seiner Sicht. Das Credo dieses Winzers und seine Grundhaltung, aber auch seine ausgezeichneten Weine haben die Weinfreunde überzeugt. – Christoph Mutti berichtet:

2013 09 05 5731 Weinfreunde ThunerseeMehr als 40 Weinfreunde konnte Organisatorin Ursula Baumann am Abend des 5. September 2013 im schön aufgedeckten Saal des Hotels Freienhof in Thun begrüssen. Nach einer kurzen Einleitung gab sie das Wort Olivier Mounir, welcher in dritter Generation den Familienweinbaubetrieb in Salgesch führt. In prägnanten Worten blickte der Referent auf die bewegte neuere Geschichte der Weinwirtschaft im Wallis zurück. Bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war diese auf Massenproduktion und Quantität ausgerichtet, was auch zu Übererträgen führte. Später fand ein Umdenken statt, die Qualität der Weine wurde in den Vordergrund gestellt und gewann sehr stark an Bedeutung, gleichzeitig wurden die Erträge pro Einheit verringert. Seit einiger Zeit steht ganz klar die Herstellung von Qualitätsweinen im Vordergrund. Heute widmet sich der Winzer insbesondere auch der Pflege der arg beanspruchten Böden, damit auch der nächsten Winzergeneration die Herstellung qualitativ hochstehender Weine möglich ist. An dieser Stelle hat sich ein Leitsatz von Olivier Mounir offenbart: Respekt vor der Natur und ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Denken und Handeln.

Vorurteile gegenüber dem bekanntesten Walliser Weisswein halten sich zum Teil bis heute – wohl deshalb ist bei verschiedenen Fendants diese Bezeichnung nicht auf der Etikette enthalten und werden Fantasienamen verwendet. Der an diesem Abend degustierte Fendant 2012 aus der Cave du Rhodan zeichnet sich aus durch Frische, Spritzigkeit und wenig Säure und kommt bei den Weinfreunden sehr gut an. Dieses Produkt ist auch Ausdruck des sehr hohen Qualitätsbewusstseins dieses Winzers und seiner Haltung, sich mit der erreichten Qualität nie einfach zufrieden zu geben. Dieser Wein ist ein gutes Beispiel dafür, dass generelle Vorbehalte gegenüber Fendant definitiv der Vergangenheit angehören sollten. Bei der Verkostung des Petite Arvine 2012 weist Olivier Mounir darauf hin, dass die gewünschte Restsüsse durch Eingriffe wie insbesondere das Stoppen der Tätigkeit der Hefe erreicht werden kann. Bei der Herstellung dieses Weines sieht sich der Winzer auch mit unterschiedlichen Vorlieben der Kunden konfrontiert – in der Westschweiz ist Restsüsse eher verpönt, bei vielen Weintrinkern aus der Deutschschweiz dagegen sehr beliebt.

Ein neuartiges Produkt ist der Weisswein mit dem Namen „Duett“, einer Assemblage zu gleichen Teilen von Heida-Trauben und Kernling-Trauben (einer Knospenmutation von Kerner), wobei letztere vom Betrieb von Michi Burkhardt stammen, einem Winzer aus Weinfelden. „Duett“ wird vor allem für die Gastronomie hergestellt. Zudem hat Olivier Mounir gemeinsam mit dem Fläscher Winzer Badrutt den Walsertrunk lanciert – eine Assemblage aus Walliser Cornalin und Bündner Pinot noir. Diese Kreationen sind Beispiele für die Umsetzung neuer innovativer Ideen einer neuen Winzergeneration und zeigen gleichzeitig, dass Olivier Mounir sich nicht scheut, zusammen mit Winzern anderer Regionen und Kantone Weine, die es so bisher gar nicht gegeben hat, zu entwickeln.

Eine grosse Herausforderung für den heutigen Winzer ist das Marketing. In einem einfachen Zahlenvergleich macht der Referent den Weinfreunden klar, wie viel tiefer die Produktionskosten in der Neuen Welt gegenüber denjenigen im Wallis sind.  In Kalifornien oder Australien beispielsweise können die Rebflächen maschinell bearbeitet werden, was vor allem viel tiefere Personalkosten mit sich bringt. Es steht ausser Frage, dass die Produktion einheimischer Weine im Vergleich dazu immer nur zu wesentlich höheren Kosten möglich ist. Eine Vielzahl von Schweizer Weinen können aber dafür als Kulturprodukte angeboten werden, was aufgrund der Produktionsbedingungen und der unterschiedlichen Böden in unserem Land auch gerechtfertigt erscheint. Durch geeignete Massnahmen kann es dem Winzer gelingen, ein bestimmtes Produkt als Marke zu etablieren und den Preis etwas in den Hintergrund zu rücken. Dies ist der Ortschaft Visperterminen mit dem Heida sogar für eine ganze Rebsorte gelungen, obwohl es auch andernorts Heida gibt. Olivier Mounir betont, dass es in jedem Fall wichtig ist, den Kunden über Jahr und Tag stets hohe und permanent weiter entwickelte Qualität und eine massgeschneiderte Beratung bieten zu können. Gelingt dies einem Schweizer Winzer, so wird er die Kunden über Jahre und Jahrzehnte halten und hat auch in der Gastronomie gute Absatzchancen, trotz des zum Teil grossen Preisdrucks durch ausländische Weine.

Neben den sich eher kurzfristig ändernden Vorlieben und Gewohnheiten der Kunden wird der 2013 09 05 5739 U Baumann und O MounirKlimawandel früher oder später wohl spürbare Auswirkungen auch auf den Weinbau im Wallis haben. In der Weinwirtschaft sind die frühe Erkennung von Veränderungen und Entwicklungen und damit ein langfristiges Denken zentral.   Zu diesen sehr aufschlussreichen und mit vielen persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und einigen Anekdoten bereicherten Ausführungen wurden natürlich auch noch Rotweine degustiert. Besonders zu erwähnen ist der Perle du Rhodan 2012, ein reifer typischer Salgescher Pinot. Der Jahrgang 2011 ist an der Mondial du Pinot Noir mit Gold ausgezeichnet worden. Die Weinfreunde kamen auch in den Genuss eines Humagne Rouge und des zurzeit recht populären Cornalins. Diese und weitere Rotweine wurden von einem leckeren Wallisergericht aus der Küche des Hotels Freienhof begleitet. Für seine Betrachtungen der Walliser Weinwirtschaft erntete Olivier Mounir verdientermassen einen kräftigen Applaus. 

 

 Organisatorin Ursula Baumann dankt unserem Referenten Olivier Mounir

 

 




 

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