Donnerstag, 24 November 2011 00:00

Prämierte Weine im Vergleich

Prämierte Weine im Vergleich
 
Weinbeurteilungen und Weinprämierungen sind im Trend: bekannte Weinbewerter sind beispielsweise Robert Parker, René Gabriel und andere mehr. Zudem fanden im Herbst 2011 in der Schweiz mit dem Grand Prix du Vin Suisse und der Internationalen Weinprämierung Zürich (Expovina) zwei national bedeutende Weinwettbewerbe statt. Die besten an diesen Anlässen prämierten sortenreinen Weine wurden den Weinfreunden in einer interessanten Vergleichsdegustation vorgestellt. Christoph Mutti berichtet:
 
Rund fünfunddreissig Weinfreunde trafen sich am 24. November 2011 im Hotel Freienhof in Thun zur letzten Degustation der Sektion Thunersee im Kalenderjahr 2011. Konrad Burkhalter und Peter Willener, die beiden Organisatoren dieses Abends, begrüssten die Teilnehmenden und machten zuerst einige allgemeine Bemerkungen zu Weinbewertungen. Anhand eines konkreten Beispiels wurde aufgezeigt, dass ein und derselbe Wein von zwei bekannten Weinkritikern ganz unterschiedlich beurteilt worden war. In einer Weinbewertung spiegeln sich eben immer auch mehr oder weniger die Vorlieben des Kritikers wider und jede Beurteilung ist bis zu einem gewissen Grad individuell. Weiter wurden kurz die beiden bekannten Weinprämierungen in der Schweiz vorgestellt: die internationale Weinprämierung Zürich (IWPZ, Expovina) und der Grand Prix du Vin Suisse. Letzterer fand im Jahr 2011 zum fünften Mal statt, 591 Produzenten aus der ganzen Schweiz reichten insgesamt mehr als 3‘000 Weine zur Beurteilung ein, was einen Rekord an Teilnehmern und eingelieferten Flaschen seit Bestehen dieses Anlasses bedeutet. Die Internationale Weinprämierung Zürich – im Jahr 2011 mit mehr als 2‘300 Weinen von 311 Betrieben aus allen namhaften Anbaugebieten Europas und der Neuen Welt –  ist wohl der bedeutendste Anlass zur Beurteilung des internationalen Angebots auf dem Schweizer Weinmarkt. Das Konzept unseres Anlasses „Prämierte Weine im Vergleich“ sah vor, dass an der Expovina oder am Grand Prix du Vin Suisse ausgezeichnete sortenreine Weine mit anderen prämierten oder nicht ausgezeichneten Weinen gleicher Rebsorte im direkten Vergleich blind degustiert werden. Nach der Verkostung einer Vergleichsserie machten die Weinfreunde für sich eine kurze Beurteilung. Der Bekanntgabe der degustierten Weine und deren Bewertung folgten oft angeregte Diskussionen.
Den Auftakt machte der Bio Johanniter 2010 Grand Cru von Reynald Parmelin aus Begnins (La Côte), ein komplexer, fruchtiger Tropfen, der bereits zum dritten Mal den Prix Bio am Grand Prix du Vin Suisse gewonnen hatte.
Weissweine Schweiz und Ausland
In der ersten Serie wurden zwei reinsortige Chasselas aus der Schweiz miteinander verglichen. Auffallend war, wie gross die Geruchs- und Geschmacksunterschiede bei aus der gleichen Traubensorte gekelterten Weinen aus der Schweiz sein können. Beim ersten handelte es sich um den Siegerwein des Grand Prix du Vin Suisse, den harmonischen Chasselas von Jean-Marie Roch aus Perroy VD, beim zweiten Wein um den drittplazierten La Ruchonnette, St. Saphorin, aus der Cave du Vieux Pressoir, Rivaz (Lavaux), von Catherine und Sebastien Ruchonnet. Die Meinungen unter den Weinfreunden waren uneinheitlich, einige waren der Auffassung, dass der drittplatzierte Chasselas mehr Charakter zeige und gaben deshalb diesem viel beachteten La Ruchonette den Vorzug.
Auch der Sortenvergleich der ausländischen Weissweine aus derselben Region gab Anlass zum Meinungsaustausch. Der Pradvaj, Malabaila di Canale, an der Expovina als bester italienischer Weisswein ausgezeichnete Roero Arneis, wurde dem nicht ausgezeichneten Roero Arneis der Azienda Agricola Malvira gegenübergestellt. Ersterer begeisterte zahlreiche Teilnehmer, aber auch hier zeigte sich wieder: es gibt unterschiedliche Beurteilungen und diese beleben die Diskussion über prämierte und nicht prämierte Weine! Diese Weinserie wurde von einem leckeren Vorspeisenteller begleitet.
Die Rotweinserien: Cornalin, Merlot, Syrah und Pinot Noir
In der ersten Serie wurden zwei sortenreine Cornalin aus dem Wallis einander gegenübergestellt. Einerseits derjenige von Philippe Constantin, Salgesch, des (noch) nicht ausgezeichneten Jahrgangs 2010 (sein Cornalin mit Jahrgang 2009 war Siegerwein des Grand Prix du Vin Suisse) und andererseits der Cornalin Clos des Montzuettes 2009 von Charles André Lamon, Flanthey, welcher am Grand Prix du Vin Suisse mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden war. Auch in dieser Serie standen sich zwei erstklassige Weine gegenüber! Peter Willener lobte die Innovation von Philippe Constantin, er baut zehn verschiedene Trauben aus, keltert insgesamt siebzehn Weine und holte sich schon diverse Auszeichnungen.
Es folgten zwei reinsortige Merlots: der an der AWC Vienna – dem grössten Weinwettbewerb der Welt –  ausgezeichnete Merlot Grand Reserve Steindorfer 2009 aus dem Burgenland (Österreich) und der Siegerwein am Grand Prix du Vin Suisse, der Merlot Ticino 2009 der Fattoria Moncucchetto aus Lugano. Peter Willener wies darauf hin, dass der einfachere Merlot aus dem Hause Moncuchetto prämiert worden ist. Die Weinfreunde konnten sich nicht auf einen Favoriten unter diesen sehr unterschiedlichen Merlots einigen, beide vermochten aber zweifellos zu begeistern. Sehr gut dazu passend wurde feiner Rindsschmorbraten an Burgundersauce mit Polenta und Gemüsebouquet serviert.
Weiter kamen die Weinfreunde in den Genuss zweier an der Expovina mit Gold ausgezeichneter Syrahs. Der Syrah du Valais 2009, Réserve des Administrateurs, aus der Cave Saint-Pierre aus Chamoson stammt vom innovativen und sich stark für den Schweizer Wein einsetzenden Winzer Claude Crittin. Der zweite Syrah, Les Jamelles, Vin de Pays d’Oc (Frankreich), mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis hat auch in anderen Ländern Auszeichnungen erhalten.
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die beiden Organisatoren freuen sich (Konrad Burkhalter und Peter Willener
Die gediegene Degustation wurde mit zwei ausgezeichneten Weinen aus den Bündner Herrschaften abgeschlossen: dem Pinot Noir Barrique 2009 von Georg Schlegel, Jenins, Siegerwein des Grand Prix du Vin Suisse, und dem Malanser Pinot Noir Barrique 2009 von Jürg Hartmann, welcher an der Expovina die höchste Punktzahl aller Weine erreicht hat! Das eröffnete Käsebuffet begleitete diese grossartigen Weine ideal.
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Weinfreunde beim Fachsimpeln
Für die ansprechende Präsentation all dieser qualitativ hochstehenden Weine im Sortenvergleich erhielten Konrad Burkhalter und Peter Willener verdientermassen einen kräftigen Applaus. Die Bewertungen und Prämierungen der Weinwettbewerbe gaben zu zahlreichen Diskussionen Anlass und boten jedem Weinfreund auch die Möglichkeit, aufgrund seiner eigenen Beurteilung seine Favoriten zu krönen.
 
Die degustierten Weine:
 
  • Bio Johanniter 2010 Grand Cru, Reynald Parmelin, Begnins (La Côte)
  • Chasselas Perroy Grand Cru 2010, Jean-Marie Roch, Perroy VD
  • La Ruchonnette 2010 (Chasselas), Catherine et Sebastien Ruchonnet, Rivaz
  • Roero Arneis DOCG 2010, Azienda Agricola Malvira, Canale, Piemont
  • Roero Arneis DOCG 2010, Pradvaj, Malabaila di Canale, Piemont
  • Cornalin 2010 AOC Valais, Philippe Constantin, Salgesch
  • Cornalin 2009 Clos des Montzuettes, Charles André Lemon, Flanthey
  • Merlot Grand Reserve Steindorfer 2009, Burgenland, Österreich
  • Moncucchetto Merlot 2009 DOC, Fattoria Moncucchetto, Lugano
  • Syrah du Valais AOC 2009, Réserve des Administrateurs,Cave St. Pierre, Chamoson
  • Les Jamelles, Syrah 2010, Vin de Pays d’Oc, Mareillette/Aude
  • Pinot Noir Barrique 2009, Georg Schlegel, Jenins
  • Malanser Pinot Noir Barrique 2009, Jürg Hartmann, Malans     
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