Freitag, 26 April 2019 19:00

Rebsorten der Burgunderfamilie 26. April 2019

IMG 4163Menno Beindorff berichtet - Man unterscheidet begrifflich Burgunder als einerseits Wein aus Burgunder-Trauben, andererseits als Weine aus dem Weinbaugebiet Burgund. Diese zwar richtige, aber nicht allen Weinfreunden geläufige und von den Organisatoren vielleicht zu wenig deutlich herausgestrichene Unterscheidung irritierte einige Mitglieder der Sektion schon im Vorfeld der auf Ende April im Thuner Hotel «Krone» angesetzten Degustation mit dem Titel «Rebsorten der Burgunderfamilie». Es kam zu Nachfragen bis hin zu Abmeldungen, was schade war, denn die Abwesenden verpassten einen äusserst lehrreichen Vortrag des Önologen und Weindozenten Wolfgang Beiss, der schon zum dritten Mal bei der Sektion Thunersee auftrat und den knapp über dreissig anwesenden Thuner Weinfreunden aufzeigte, wie viele Rebsorten der Burgunderfamilie zugeordnet werden. Der Referent ist ein begabter Redner, der Zusammenhänge klar und einfach aufzeigt, unterstützt von einer, wie immer bei seinen Vorträgen, von ihm übersichtlich zusammengestellten Powerpointpräsentation.

 

Hier nun die Rebsorten der «Familie Burgunder»:

Rotweinsorten:

  • Spätburgunder entspricht Pinot Noir, Blauer Burgunder, Blauburgunder, Blauer Spätburgunder.
  • Schwarzriesling auch Müllerrebe, Pinot Meunier, nach neuesten Forschungen wohl der Stammvater der Pinot-Familie.
  • Frühburgunder, Blauer Frühburgunder, Pinot Madeleine.
  • Sankt Laurent ebenso genannt Saint Laurent, Pinot Saint Laurent.IMG 4259
  • Servagnin, dem Spätburgunder eng verwandt.
  • Samtrot, eine Mutation des Schwarzriesling.

Weissweinsorten:                                                                                                                

  • Weissburgunder, identisch mit Pinot Blanc, Weisser Burgunder oder Klevner                           
  • Grauburgunder, auch Pinot Gris, Pinot Grigio, Ruländer oder Malvoisie

Burgundertypen (phänotypisch ähnlich bzw. Kreuzungen mit Burgundersorten):

  • Chardonnay, in der Steiermark auch Morillon genannt, natürliche Kreuzung von Pinot und Heunisch, der europäischen Urrebe. Genanalysen ergaben, dass 119 der heute bekannten Rebsorten durch natürliche Kreuzung nachweislich vom Heunisch abstammen.
  • Auxerrois, eine weitere natürliche Kreuzung von Pinot und Heunisch

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alles aufzuführen, was unser Moderator Wissenswertes über die Burgunderrebsorten berichtete, insbesondere über deren Abstammungen.

Hier nur einige interessante Aspekte: 

Er zeigte von Trauben und Blättern jede Burgunderrebsorte ein Bild und wies darauf hin, dass die Blätter jeder Burgunderrebsorte dreilappig sind mit Ausnahme des Schwarzrieslings, der fünflappig ist. Der Schwarzriesling hat übrigens mit einem Riesling gar nichts zu tun und ist auch als Müllerrebe bekannt. Diesen Namen hat sie deshalb, weil ihre stark behaarten Blätter auf der Unterseite aussehen, als wären sie mit Mehl bestäubt. Im deutschen Taubertal ist der Schwarzriesling die wichtigste Rebsorte und ist in anderen Gegenden als Pinot Meunier bekannt.

Der Sankt Laurent, in Österreich die dritthäufigste Rotweinsorte, hat ihren Namen vom heiligen Sankt Laurentius, dessen Namenstag am 10. August ist. Ab diesem Tag ist die St. Laurent Rebe im Jahresdurchschnitt erntereif. Ihr Rotwein ist wegen seiner dunklen Farbe und weichen Fruchtigkeit gerade bei jungen Leuten beliebt.

Die Rebsorte Pinot Noir ist eine heikle Rebe, pflegebedürftig, aber dankbar, soll heissen, ergibt gute Rotweine. Im weltweiten Rebsortenspiegel ist sie mit «bescheidenen» 86'000 Hektaren Anbaufläche auf Platz 10 zu finden, der Chardonnay mit 190'000 Hektaren auf Platz 5. Spitzenreiter sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Airén und Tempranillo, alle mit deutlich über 200'000 Hektaren Anbaufläche. Alle Rebsorten der Burgunderfamilie zusammen werden weltweit auf ca. 360'000 Hektaren angebaut.

So vielfältig wie die Weine der Burgunderfamilie sind, so vielfältig fiel auch die Auswahl der von Wolfgang Beiss mitgebrachten Weine für das Menü aus.

Zum Apéro ein französischer Champagner oder wahlweise ein Neuenburger Oeil de Perdrix. Vor der Vorspeise ein Luxemburger Auxerrois und ein Elsässer Pinot Gris, mit der Vorspeise ein gereifter Weissburgunder aus der Südsteiermark und ein ebenso reifer Chardonnay vom Napa Valley. Vor dem Hauptgang ein Schwarzriesling aus dem badischen Tauberfranken und ein St. Laurent aus dem aargauischen Wittnau. Mit dem Hauptgang wurde ein sächsischer (!) Frühburgunder Barrique Trocken, VDP 1. Lage kredenzt zusammen mit einem Servagnin Morges Grand Cru. Vor dem Dessert konnten die Teilnehmenden einen Oberhallauer Pinot Noir Classique Barrique mit einem Pommard aus Frankreich vergleichen und zum Dessert gab es einen Walliser Malvoisie.

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