Gegenüber der Rebsorte Gamay besteht oft eine allgemeine Zurückhaltung. Häufig unbegründet, wie die Degustation von 13 reinsortigen Weinen aus verschiedenen Ländern und Regionen zeigte. Die typische frische Frucht, die gute Struktur sowie der Vergleich verschiedener Gamay-Kulturen fanden jedenfalls bei den Weinfreunden Anklang. Viel Beachtung fanden die nur im Lavaux vorkommenden Plant Robert-Weine.

Konrad Burkhalter und Peter Willener, Organisatoren und Referenten dieses Abends, zeigten sich erfreut darüber, dass sich rund 40 Weinfreunde vertieft mit dem Thema Gamay auseinandersetzen wollten. Diese aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Pinot und Gouais Blanc hervorgegangene Rebsorte ist sehr alt und soll schon im 3. Jahrhundert nach Frankreich gekommen sein. Vor allem im 14. Jahrhundert wurde die Rebe im Burgund angepflanzt, sie wurde vermutlich nach dem gleichnamigen Dorf an der Côte d’Or benannt. Die ertragsreiche Sorte wurde zur Konkurrentin für den heiklen Pinot noir. Konrad zitierte aus der Bannschrift des Herzogs Philipp des Kühnen von Burgund. Dieser verbot im Jahr 1395 per Dekret den Anbau von Gamay, da die Traube schädlich für die menschliche Gesundheit und unehrenhaft sei. Was heute eine gewisse Erheiterung auslöst, führte damals zu einer  Verdrängung der Sorte aus dem Burgund. Heute sind das Beaujolais, das Loire-Gebiet, das Aosta-Tal in Italien und in der Schweiz die Kantone Wallis, Waadt und Genf wichtige Anbaugebiete. Auch in Osteuropa und Übersee ist die Rebsorte anzutreffen.

In der ersten Serie wurden mit einem Saint Amour und einem Fleurie zwei typische Vertreter des Beaujolais einem eher kräftigen Gamay aus der Loire gegenübergestellt. Letzterer  wurde von einigen Weinfreunden als bester dieser Serie eingestuft, aber auch als weniger typischer Gamay-Vertreter als die beiden Beaujolais empfunden. Ganz anders waren die nächsten Weine – drei Plan Robert verschiedener Produzenten. Nur im Lavaux gibt es diese aus einem Gamay-Klon gewonnenen Weine. Die in einer Winzervereinigung zusammengeschlossenen Produzenten haben strenge Regeln und Ertragsbeschränkungen festgelegt. Plant Robert-Weine sind konzentrierter und zeigen oft würzigere Noten als die typischen Gamays. Lobende Worte gab für alle drei Weine dieser besonderen Kultur. Grosse Anerkennung fand in der dritten Serie wegen der schönen Frucht und des ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnisses der Gamay von Claude Crittin aus Chamoson VS.          

Wahrlich überrascht wurden die Weinfreunde, als ihnen ein Gamay aus der Region Ontario, Ostkanada, ausgeschenkt wurde! Dieser bekömmliche Tropfen schmeckte vielen besser als der Vertreter aus dem italienischen Aosta-Tal.

Die bisher degustierten Weine waren mit Jahrgang 2013 oder 2014 noch jung. Dass sich Gamays auch für einen Barriqueausbau eignen können, wurde mit dem Aurore de Gamay Barrique (VD) und mit einem bei Parker hoch bewerteten Beaujolais Moulin-à-Vent bewiesen. Die beiden Referenten haben mit ihrer Präsentation gezeigt, dass diese Rebsorte bekömmliche Weine hervorbringt und zu Unrecht unter einem manchmal immer noch schlechten Ruf leidet.