Freitag, 15 November 2013 00:00

„Erlebnisreise“ durch die autochthonen Rebsorten Europas

So lautete der Titel der Degustation vom 15. November 2013. Mit einer ansprechenden Präsentation ist es dem Präsidenten Konrad Burkhalter gelungen, die Weinfreunde mit seiner Begeisterung für die autochthonen Rebsorten anzustecken. Degustiert wurden auf einer önologischen Erlebnisreise bekannte und weniger bekannte Weine aus verschiedenen Regionen Europas, was auch Neuentdeckungen ermöglichte. – Christoph Mutti berichtet:

Rund 40 Weinfreunde konnten im Hotel Freienhof in Thun zur letzten Degustation des Kalenderjahres 2013 begrüsst und willkommen geheissen werden. Mit dieser Teilnehmerzahl war der Präsident, der als Referent diesen Abend bestritten hat, zufrieden: autochthone Rebsorten sind ein nahezu unerschöpfliches Gebiet, gibt es doch weltweit mehrere tausend solcher Traubensorten, gleichzeitig stellt dies eine grosse Herausforderung dar – wie soll ein solch weitläufiges und breites Thema  an einer Abendveranstaltung den Teilnehmenden näher gebracht werden? Zunächst wurde der Begriff erläutert. Bei autochthonen Rebsorten handelt es sich um solche, die ausschliesslich oder in überwiegendem Masse in einem bestimmten Gebiet angebaut werden, das heisst sie sind 2013 11 18 6748(fast) ausschliesslich in jenem Gebiet heimisch. Dank der Einführung und einigen allgemeinen, aber gezielten und hilfreichen Informationen des Referenten gelang es den Teilnehmenden gut, sich im sehr weitläufigen Thema zurecht zu finden. Einige Rebsorten sind sehr alt und gewinnen heute wieder an Bedeutung. Es gibt mehr weisse als rote autochthone Rebsorten. In der neuen Welt kommen diese generell eher selten vor – ein Beispiel ist der Pinotage in Südafrika. Dagegen ist die Verbreitung autochthoner Sorten in weiten Teilen Europas hoch, so insbesondere in Italien, Portugal und Osteuropa, eine immer noch beachtliche Anzahl solcher Sorten finden wir in Spanien, Frankreich, Griechenland und auch in der Schweiz. Bekannt unter den einheimischen Gewächsen sind etwa die weissen Sorten Amigne, Humagne Blanche und Räuschling, sowie der rote Cornalin. Da die genannten europäischen Länder bereits eine grosse Auswahl an solchen Weinen bieten, ist an diesem Anlass auf die Präsentation der den meisten Weinfreunden wohl besser bekannten Schweizer Weine verzichtet worden.

Auf der Erlebnisreise durch Europa erhielten die Weinfreunde einen Eindruck der Vielfalt und der Eigenarten autochthoner Rebsorten. Die zum Teil wenig bekannten Weine wurden durch Konrad Burkhalter vorgestellt, er erklärte Besonderheiten und gab interessante Zusatzinformationen. Während die sizilianischen Weissweine Catarratto und Grillo noch geläufig waren, kannten doch wohl nur wenige Weinfreunde den reinsortigen Picpoul de Pinet aus dem Languedoc – der trotz seiner Frucht etwas gewöhnungsbedürftig war, sich aber als sehr guter Begleiter zur servierten Vorspeise erwiesen hat. Es folgte ein Rotgipfler, ein Weisswein aus dem Osten Österreich, den Namen gegeben haben ihm die rötlich gefärbten Triebspitzen der Rebe. Einige Weinfreunde und auch der Schreibende konnten diesem Wein zuerst nicht viel Gutes abgewinnen, man war sich aber einig, dass dieser Rotgipfler mit dem Essen sehr viel besser schmeckte. Weiter führte unsere Reise über Spanien nach Griechenland zum hauptsächlich auf der Insel Santorini verbreiteten Assyrtiko mit ausgeprägten mineralischen Noten. Die Meinungen zu den Favoriten unter den Weissweinen gingen auseinander: für einige war es der spanische Godello, für andere der sizilianische Grillo, aber auch der Rotgipfler – insbesondere als Essensbegleiter – fand etliche Anhänger.      

2013 11 13 6723

Den Auftakt bei den roten Sorten machte ein fruchtiger und eleganter Nero di Troia aus Apulien, der bei vielen Weinfreunden auf Zustimmung gestossen ist. Italien ist reich an autochthonen roten Rebsorten, zu den bekannteren zählen etwa Barbera, Dolcetto, Nero d’Avola, aber auch Corvina, Molinara und Rondinella. Aus den zuletzt genannten wird bekanntlich der Amarone gekeltert, dieser ist somit ein aus autochthonen Rebsorten hergestellter Wein. Für Begeisterung sorgte der Lagrein aus der Kellerei St. Michael Eppan aus dem Südtirol, welcher trotz Jahrgang 2007 immer noch sehr überzeugte und ein Beweis für die Langlebigkeit dieser Rebsorte war. Auch die Rotweinserie sorgte bei den Weinfreunden für angeregte Gespräche und unterschiedliche Meinungen. Beim von Parker hochdotierten Xynomavro aus Nordgriechenland waren viele Weinfreunde der Auffassung, dass das Preis-/ Leistungsverhältnis nicht stimmte. Mit einem etwas alkoholstarken, aber aromatischen Plavac Mali aus der Insel Brač aus Kroatien ging diese vielseitige Degustation zu Ende.

Besonders interessant war, wie einzelne Weine unterschiedlich aufgenommen wurden und geschmackliche Vorlieben stark zum Ausdruck kamen. So konnte der eine oder andere Weinfreund auch persönliche Vorlieben besser erkennen oder sogar neue entdecken. Für die sorgfältige Vorbereitung dieses Anlasses und die spannende Präsentation wurde unserem Präsidenten verdientermassen mit einem kräftigen Applaus gedankt.


Die degustierten Weine:

Favorita 2012 Langhe DOC, Az. Agr. Massucco Castagnito, Piemont

2013 11 15 6749Catarratto 2011 IGT Sicilia, Az. Agr. d’Alessandro

Grillo 2011 Laluci IGP, Cristo di Campobello, Sicilia
Picpoul de Pinet 2010, Château des Lauriers, Languedoc AOP
Rotgipfler 2010 Rodauner Thermenregion, Karl Alphart Traisenkirchen, Österreich
Godello 2012 Bierzo DO, Prada Castilla y León, Spanien
Assyrtiko 2012 by Gaia PDO Santorini, Gaia Wines SA, Griechenland
Nero di Troia 2010 IGT Puglia, Tenute di Eméra
Marzemino 2011 Superiore d’Isera DOC, Vivallis Nogaredo, Rovereto Trentino
Lagrein 2007 Sanct Valentin DOC, Kellerei St. Michael Eppan, Südtirol
Mencia 2011 Pétalos del Bierzo DO, Descendientes de J. Palacios, Spanien
Fumin 2011 Esprit Follet Valle d’Aosta DOC, La Crotta di Vegneron
Xynomavro 2007 Reserve PDO Amyndeon, Alpha Estate, Griechenland
Prieto Picudo 2011 Tridente, Vino de la Tierra Castilla y León, Spanien  
Plavac Mali 2009 Stina Barrique, Jako Vino, Insel Brač, Dalmatien, Kroatien

 

Gelesen 3242 mal