Mittwoch, 05 September 2012 00:00

Pinot noir aus aller Welt

Pinot noir aus aller Welt Degustation vom 5. September 2012
 
Pinot noir zählt zu den grossen und besten Rebsorten der Welt. Werden die hohen Ansprüche dieser Traube erfüllt, entstehen grossartige und elegante Weine. Pinot noir ist die in der Schweiz am meisten angebaute Rebsorte, sie ist in zahlreichen Regionen Europas und auch in der neuen Welt verbreitet. Das Thema ist bei den Weinfreunden Thunersee auf sehr grosses Interesse gestossen: mehr als 50 Teilnehmer konnten Pinot noirs verschiedenster Herkunft anlässlich einer aufschlussreichen Degustation einander gegenüberstellen. Christoph Mutti berichtet:
Die sehr zahlreich erschienen Weinfreunde nahmen Platz an den schön gedeckten Tischen im Saal des Restaurants Beau-Rivage Da Domenico, Thun.
 
Paul Furer, der Organisator dieses Abends, begrüsste die grosse Schar und konnte auch einige Weinfreunde willkommen heissen, die erstmals an einem Anlass der Sektion teilnahmen. Konrad Burkhalter, der Präsident der Sektion Thunersee, gab ebenfalls seiner Freude über das rege Interesse der Weinfreunde an der Traubensorte Pinot noir Ausdruck und führte ins Thema ein. Pinot noir ist eine der grossen Rebsorten dieser Welt und gilt unter Fachleuten sogar als die beste, da man das ganze Terroir im Wein spüre. 
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Pinot noir ist sehr anspruchsvoll, sie ist anfällig auf Pilze und Krankheiten und verzeiht aber auch keine Fehler im Keller. Sowohl bei der Bewirtschaftung im Rebberg als auch bei der Vinifizierung muss deshalb einwandfrei gearbeitet werden. Die Traube stammt aus dem Burgund und gehört zur Burgunderfamilie, die ursprüngliche Herkunft ist nicht ganz klar. Es wird auch daran erinnert, dass Champagner normalerweise aus Chardonnay, Pinot noir und Pinot Meunier gekeltert wird – womit gleich zwei Trauben der Pinot-Familie bei diesem edlen Schaumwein vertreten sind. Pinot noir bevorzugt kühlere Regionen und Kalksteinböden. Neben der Schweiz ist die Rebsorte auch in unseren Nachbarländern sowie in Osteuropa aber auch in der Neuen Welt, beispielsweise in Nordamerika, Chile, Argentinien und Neuseeland, weitverbreitet. Ein Pinot noir passt beinahe zu jedem Essen, wobei dieser je Klima seiner Herkunftsregion etwas leichter oder etwas kräftiger sein kann. Nach der informativen und kurzweiligen Annäherung ans Thema wurde die Degustation eröffnet.
Alle verkosteten Weine waren reinsortige Pinot noirs und wurden blind degustiert. Paul Furer fragte jeweils die Teilnehmer, ob die Weine aus der alten oder der neuen Welt stammten. Bei der ersten Serie waren sich die Weinfreunde nicht einig. Das Rätsel wurde aufgelöst – alle drei Pinots stammten aus der neuen Welt. 
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schön gedeckte Tische im Saal des Restaurants Da Domenico
Paul Furer erklärte die Weine und wusste Interessantes zu deren Herkunft und Produzenten zu berichten. Mit einem Casillero del Diablo machte ein Pinot noir aus Chile den Auftakt, gefolgt von einem Saurus Select aus Argentinien mit recht ausgeprägten Gerbstoffen und einem Central Otago aus Neuseeland. Der neuseeländische Vertreter war sehr harmonisch und mit seinem langen Abgang bei vielen Weinfreunden der Favorit dieser Serie. Weiter ging es mit einer Delegation aus Europa: einem Pinot noir Kalkofen aus biologischem Anbau aus dem Grenzgebiet Österreich-Ungarn, einer Hedinger Spätlese aus dem Familienbetrieb Hedinger im schaffhauserischen Wilchingen und einem Südtiroler Blauburgunder Mazzon, welcher im Wettbewerb der Südtiroler Burgunder den 3. Rang erreicht hatte. Insbesondere der Schaffhauser Pinot – notabene der preisgünstigste Wein dieser Serie – stiess auf grosses Interesse. Zu diesen Weinen wurde ein feines Carnaroli-Risotto serviert.
Bei der dritten Folge sorgte die Herkunft der Weine für reichen Gesprächsstoff. Dies nicht ohne Grund, da es sich um eine gemischte Serie mit Vertretern der alten und der neuen Welt handelte. 
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An diesem Abend nicht fehlen durfte natürlich ein Burgunder, verkostet wurde ein Givry Clos Jus, 1er Cru, ausgebaut im Barrique mit gut spürbaren Tanninen. Weiter ging es mit einem Spätburgunder Blauschiefer vom Weingut Meyer-Näkel aus dem Gebiet der Ahr (Deutschland), ein typischer Pinot noir von grosser Harmonie mit sehr schönen Röstaromen – ein wahrer Genuss! Die neue Welt repräsentierte in dieser Serie ein Pinot noir California von Kendall-Jackson, ein üppiger Wein, der an eingekochte Früchte erinnerte und sich stark von den beiden europäischen Vertretern unterschied. Der zu dieser Weinfolge servierte Hauptgang, ein Kalbsschnitzel an Marsalasauce, geriebenem Parmesan mit Gemüse und Rosmarinkartoffeln, mundete ausgezeichnet.
Den Abschluss unserer Pinot-Rundreise machten ein Pinot noir Reserve 2008 aus der Thermenregion (Österreich), welcher im Jahr 2009 als bester Pinot noir Österreichs erkoren worden war, ein Meerlust des gleichnamigen Winzers aus Stellenbosch, Südafrika, und ein kräftiger Arroyo Seco aus Kalifornien.
Die Weinfreunde waren nach dieser abwechslungsreichen Degustation der Auffassung, dass die Pinot noirs der alten Welt besser gefielen als die der neuen Welt. Mit der vielseitigen Auswahl an Weinen, der Blinddegustation und der gelungen Gestaltung ist den Weinfreunden ein ereignisreicher Abend beschert worden, der insbesondere auch gezeigt hat, dass ein durch eine einzige Rebsorte bestimmter Anlass alles andere als eintönig sein muss. Die Teilnehmer dankten es Paul Furer mit einem kräftigen Applaus.
 
Die degustierten Weine:
Pinot noir blanc de noir, Jürg Saxer, Neftenbach, 2011 (Schweiz, Apéro)
Pinot noir Casillero del Diablo, Concha y Toro, Aconcagua, 2009 (Chile)
Pinot noir Saurus Select, Familie Schroeder, Patagonien, 2008 (Argentinien)
Pinot noir Central Otago, Wild Rock Wine Company, 2008 (Neuseeland)
Pinot noir Bio Kalkofen, Franz Weninger, 2009 (Grenzgebiet Österreich-Ungarn)
Pinot noir Hedinger Spätlese, K. und M. Hedinger, Wilchingen, 2011 (Schweiz)
Südtiroler Blauburgunder Mazzon, Weingut Gottardi, Südtirol, 2009 (Italien)
Pinot noir Givry Clos Jus, 1er Cru, AOC, Domaine Mouton, 2006 (Frankreich)
Spätburgunder Blauschiefer, Weingut Meyer-Näkel, Ahr, 2010 (Deutschland) 
Pinot noir California, Kendall-Jackson, Vinters Reserve, 2006 (USA)
Pinot noir Reserve, Weingut Georg Schneider, Thermenregion, 2008 (Österreich)
Pinot noir Meerlust, Meerlust Estate, Stellenbosch, 2011 (Südafrika) 
Pinot noir Arroyo Seco, Scott Family Estate, Kalifornien, 2009 (USA)
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