Mittwoch, 27 Oktober 2010 00:00

Das Tal der Loire

Das Tal der Loire
Das Tal der Loire ist das drittgrösste Weinbaugebiet Frankreichs und vor allem auch für seine Weissweine aus Sancerre und Pouilly-sur-Loire bekannt. An der Degustation vom 27. Oktober 2010 hat Fritz Hubacher aus Bern den Weinfreunden nicht nur die Weine, sondern auch die vom Flusslauf der Loire geprägte Landschaft, die bewegte Geschichte und einige der zahlreichen Schlösser näher gebracht.
Christoph Mutti berichtet:
 
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Fritz Hubacher brachte den Weinfreunden Region und Weine der Loire näher, Hanni Streit hat den auf grosses Interesse stossenden Anlass organisiert
Zahlreiche Weinfreunde fanden den Weg ins Restaurant Beaurivage in Thun zur von Hanni Streit organisierten Weindegustation mit dem Thema Tal der Loire. Fritz Hubacher, der Gastreferent aus Bern, stellte zuerst die vom längsten Fluss Frankreichs geprägte Region vor. Die Loire entspringt östlich des Zentralmassivs, fliesst ab Orléans in westlicher Richtung, passiert Nantes und mündet auf ihrem mehr als tausend Kilometer langen Lauf schliesslich bei Saint Nazaire in den Atlantik. Der Mittel- und Unterlauf ist zum Teil kilometerbreit und mit Sandbänken und vielen bewachsenen Inseln durchsetzt. Mit einigen Dia-Projektionen führte Fritz Hubacher den Weinfreunden diese eindrückliche Landschaft vor Augen.
 
Die Geschichte der Region Loire ist reich an Ereignissen. So endeten – um nur einige Beispiele zu nennen – Eroberungen in alter Zeit regelmässig spätestens an der Loire und im 15. Jahrhundert ist durch Jeanne d’Arc das Loiretal von den Engländern befreit worden. Im 16. Jahrhundert setzten unter François I., verheiratet mit Katharina von Medici, die französische Renaissance und Schlossarchitektur ein. Damit leitete Fritz Hubacher nahtlos zum nächsten Thema über: zu den Schlössern der Loire. Es gibt mehr als hundert, rund vierzig davon sind bekannt. Viele wurden anstelle von früheren Burgen gebaut und hatten nicht mehr den Charakter von Wehranlagen sondern wurden vielmehr zu Repräsentationszwecken erstellt. Im 16. Jahrhundert waren auch etliche Baukünstler aus Italien in der Loire, welche die Schlossarchitektur beeinflusst haben.
 
Begleitet von eindrücklichen Bildaufnahmen wurden den Weinfreunden einige dieser imposanten Schlösser näher vorgestellt. Fritz Hubacher wusste interessante Einzelheiten zu erzählen. Im Château Amboise, das als die Wiege der Renaissance in Frankreich galt, wurde der Turm so gebaut, dass der Aufgang über mehrere Stockwerke zu Pferd möglich war. Das Schloss Chambord, mit mehr als 400 Räumen noch heute grösster Privatbesitz in Frankreich, zeichnet sich insbesondere aus durch eine zweiläufige Wendeltreppe, so dass sich kommende und gehende Besucher nicht begegnen. Eine der elegantesten Schlossbauten ist das Château Chenonceaux, in welchem François I. und Katharina von Medici residierten. Das Hauptgebäude steht an der Cher, einem Nebenfluss der Loire, später liess Katharina von Medici auf der bestehenden Brücke einen zweigeschossigen Galerietrakt errichten. Erwähnenswert sind auch das prunkvolle Château Azay-le-Rideau mit einem riesigen Speisesaal, welches vom französischen Staat im Jahre 1905 für die bescheidene Summe von 200‘000 französischen Franc gekauft worden war, sowie das Château Villandry mit seinen prachtvollen Gärten mit rund 1‘200 Lindenbäumen.
 
Zur Weinregion Loire gehören verschiedene Weinanbaugebiete: im Westen das Pays Nantais und das Anjou-Saumur und die weiter östlich gelegenen Gebiete Touraine und Centre. Angebaut wird um die Stadt Nantes vor allem die weisse Muscadet-Traube und im Anjou ist Chenin blanc die Hauptrebsorte. In der Touraine mit den bekannten Weinbaugebieten Chinon, Vouvray und Bourgueuil werden neben Weissweinen aus der Chenin blanc-Traube auch bekannte Rotweine aus der Rebsorte Cabernet Franc gewonnen. Aus dem Centre sind vor allem die aus der Traubensorte Sauvignon blanc hergestellten Weine Sancerre und Pouilly Fumé berühmt und beliebt.
 
Degustiert wurden je zwei Serien Weiss- und Rotweine mit den fachkundigen Erklärungen von Fritz Hubacher. In der ersten Serie konnten drei aus der Traubensorte Chenin blanc gekelterte Weissweine miteinander verglichen werden: ein Les Chanteaux (Chinon) und ein Les Moulins de Turquant (beide mit Jahrgang 2009), welche beide aus der Cave Couly-Dutheil stammen, und ein Château de Moncontour (2007) aus der Gemeinde Vouvray. Der frische und fruchtige Les Moulins de Turquant kam bei den Weinfreunden besonders gut an. Es folgten je ein Sancerre (beide mit Jahrgang 2007) von Lucien Crochet und Michel Redde et fils sowie ein Pouilly Fumé (2005) aus dem für diesen edlen Wein bekannten Château Nozet. Letzterer stiess denn auch auf grosses Interesse. Zu diesen Weinen passend wurde ein feines Schwertfisch-Carpaccio serviert.
 
Bei der ersten Serie Rotweine wurde ein Château de la Bonnlière (2009) von M. Plouzeau und der Clos de l’Echo (Chinon, 2006) aus dem Hause Couly-Dutheil ausgeschenkt, wobei vor allem letzterer zahlreiche Weinfreunde begeisterte. Dazu konnte der Hauptgang, Schmorbraten mit Parmesanrisotto, genossen werden. Zum Abschluss folgten nochmals zwei Cabernet Franc-Weine mit Jahrgang 2007, diesmal aus dem Bourgueuil: Vignoble de la Mineraie von Richard Réthoré und eine Cuvée Grand Mont Bourgueuil aus der Domaine Bruno Dufeu. Beide Weine begleiteten ideal die erlesenen Käsevariationen à la Française.
 
Bei angeregten Gesprächen über diese interessante Degustation und die faszinierende Region der Loire liessen die Weinfreunde den Abend ausklingen.
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